Das Licht, das Schatten leert
Ein Kind wird tot geboren und für die Eltern gerät die Welt aus den Fugen. Wie kann man mit so etwas Unbegreiflichem klarkommen? Ein Babykörper wird behutsam aus einem Kühlschrank in der Pathologie gehoben, im Babybett durch die Flure einer Klinik geschoben, vorbei an jungen Eltern, die sich abwenden, hin zu den Eltern des toten Kindes, die den kleinen Körper weinend in den Arm nehmen ... Schon auf den ersten drei Seiten steckt Tina Brenneisen die Themen ab. Sie zeichnet mit schnellem, skizzierendem Strich, der auch schwere und depressive Szenen ungeheuer lebendig wirken lässt. Manchmal zerfließt ihr Alter Ego so, als wäre sie für sich selbst nicht mehr fassbar. Im Comic wird das Verarbeiten der Totgeburt als Prozess gezeigt, in dem Konflikte aufbrechen, die es vorher schon gab: die mit den Eltern zum Beispiel; und die Schuldgefühle, die die Protagonistin schon immer geplagt haben. Das ist harte Kost. Aber Tina Brenneisen begegnet den geschilderten Abgründen immer wieder mit einer befreienden Komik. Mit „Das Licht, das Schatten leert“ hat sie aus einem Tabuthema einen starken Comic-Roman gemacht.